Ohne Corona…hätte die Vertretung von Ostbelgien, der Föderation Wallonie-Brüssel und der Wallonie in Berlin in diesem Jahr zum ersten Mal einen belgischen frankophonen Autor auf der Leipziger Buchmesse präsentiert. Jean-Philippe Toussaint hätte auf dem Blauen Sofa Platz genommen und auch in der Deutschen Nationalbibliothek seinen in der Frankfurter Verlagsanstalt erschienenen Roman „Der USB-Stick“ vorgestellt.
Da dies wegen der Absage der Messe nicht stattfinden konnte, möchten wir Ihnen statt dessen ein exklusives Video des Autors präsentieren, in dem er über seine persönliche Situation während der belgischen Ausgangssperre spricht und auch einen Auszug aus dem Roman zum Besten gibt.
Wir haben den Schauspieler Alexander Pensel gebeten, einige Auszüge aus dem Buch in der Übersetzung von Dr. Joachim Unseld einzulesen.
Auszüge aus dem Text des Autors finden Sie unten auch als Podcast in deutscher Sprache in der Reihe "Mein Fenster zur Welt" der FAZ und des Berliner Ensembles.
Aus der Inhaltsbeschreibung:
Jean Detrez ist als Leiter einer Abteilung der Europäischen Kommission mit Zukunftsforschung befasst. Er ist Zukunftsexperte – aber kein Experte seiner eigenen Zukunft. Diese hat sich seit seiner Trennung von Diane in Luft aufgelöst. Die Kommission beauftragt ihn mit einer Machbarkeitsstudie: Eine rein europäische Blockchaintechnologie soll künftig die Unabhängigkeit von China und den USA gewährleisten. Nachdem Detrez seine Ergebnisse im Europäischen Parlament vorgestellt hat, wird er von zwei Lobbyisten zur Seite genommen. Aus Neugier lässt sich Detrez auf konspirative Treffen in dunklen Hotelbars ein. Nach der letzten Begegnung findet er einen USB-Stick auf dem Boden, den einer der beiden dort verloren hat. Detrez prüft den Inhalt und stößt auf Ungeheuerliches: Es geht nicht um Forschungszwecke, sondern um Bitcoins und den geheimen Auftrag einer chinesischen Firma. Um den Betrug aufzudecken, nimmt er kurzentschlossen einen Flieger nach China, statt wie geplant direkt zu einer Konferenz nach Japan zu reisen. Für 48 Stunden weiß niemand auf der Welt, wo er sich befindet.
Der Plot über internationale Cyberkriminalität erzeugt große Spannung, und doch lesen wir einen Roman von Jean-Philippe Toussaint. Sein unverwechselbarer ernster wie ironisch-humorvoller Ton bannt den Leser und öffnet zugleich romaneskere Bahnen, die in die Vergangenheit, zur Familie, zu den Kindern des Protagonisten führen, der allem und jedem misstraut und sich doch ins Zentrum der Gefahr wagt. Und sosehr sich sein Chinaaufenthalt immer mehr zu einem Alptraum entwickelt, ahnt der Leser: Die eigentliche Katastrophe steht noch bevor. (c) www.fva.de